Wo ist die Freude?
Es gibt unendlich viele Sportarten, die man als Hobby betreiben kann. Das Reiten ist jedoch eine der wenigen, an denen ein anderes Lebewesen beteiligt ist. Und das ist ein ganz wichtiger Unterschied, den ich an dieser Stelle einmal hervorheben möchte.
Wenn wir beim Fußball, Handball oder Tennis auf Gleichgesinnte treffen, dann können wir davon ausgehen, dass sich alle freiwillig dazu entschieden haben, dieses Hobby auszuüben. Die Freude an diesem Hobby verbindet alle miteinander, sie ist die gemeinsame Grundlage.

Beim Reiten ist das anders. WIR möchten reiten, WIR haben Lust dazu, WIR entscheiden uns dafür, es zu tun. Die Pferde wurden nicht gefragt. Das Pferd hat sich nicht freiwillig in eine Box gestellt, es hat sich nicht selber einen Sattel und ein Zaumzeug angelegt und ganz bestimmt würde es sich niemals freiwillig dafür entscheiden, in einer staubigen Halle endlose Runden im Kreis zu traben, mit einem Eisenstück im Maul und einem störenden „Objekt“ auf seinem empfindlichen Rücken.
Das ist vielleicht nicht unbedingt das, was wir hören wollen. Doch es ist die bittere Wahrheit. Und es ist wichtig, sich dieser Tatsache bewusst zu sein. Es ist wichtig, weil es unser Denken für immer verändern wird, wenn wir erkennen, dass die Freude an diesem Hobby zunächst sehr einseitig ist. Denn nur mit dieser Erkenntnis wird es uns gelingen, das zu verändern.
Stell dir folgendes vor: Da ist jemand, der sich als dein Freund oder deine Freundin bezeichnet und dich zwecks gemeinsamer Freizeitgestaltung immer wieder besuchen kommt. Diese Person kommt einfach unangekündigt vorbei und fragt dich überhaupt nicht, wozu DU gerade Lust hast. Es interessiert sie auch nicht, wie du dich fühlst oder ob du gerade schläfst oder isst. Sie bestimmt einfach, dass ihr jetzt gemeinsam etwas unternehmt und sie bestimmt auch, was das ist. Du würdest viel lieber etwas ganz anderes machen, oder es geht dir nicht gut, aber das ist ihr völlig egal. Wie oft würdest du dich mit so einem Menschen freiwillig verabreden?
Wohl nicht so häufig, denke ich. Denn wenn Lust und Freude nur auf einer Seite vorhanden sind, führt dies zwangsläufig dazu, dass der andere sich zurückzieht und das Interesse an dieser „Freundschaft“ verliert.
Wir Menschen können uns dann glücklicherweise entscheiden, den Kontakt zu so einer Person abzubrechen und uns andere Freunde oder Freundinnen suchen. Solche, mit denen eine ausgewogene Freundschaft möglich ist, also eine gleichberechtigte Beziehung, an der beide gleichermaßen Freude haben.
Ein Pferd kann nicht einfach so gehen.
Aber es kann sich sehr wohl von dir zurückziehen und den Kontakt zu dir abbrechen. Innerlich. Du merkst es dann ganz deutlich an seinem Verhalten. Vielleicht dreht es sich weg, wenn du kommst. Vielleicht schnappt es beim Putzen nach dir oder legt andauernd die Ohren an. Vielleicht bekommt es traurige Augen und ist häufig krank. Spätestens dann wird auch deine Freude am gemeinsamen Hobby ein wenig getrübt sein.
Mal ehrlich: Ist es nicht viel schöner, wenn sich dein Pferd dir freudig zuwendet, wenn du kommst, oder vielleicht sogar wiehert? Wenn es mit funkelnden Augen zu fragen scheint: „Na, Lieblingsmensch, was unternehmen wir heute Schönes?“

Ja. Das ist schöner, ich glaube da sind wir uns einig. Das ist eigentlich genau das, was sich jeder Pferdemensch wünscht.
Deshalb frage ich mich, warum unsere Ställe voll sind mit unglücklichen und missverstandenen Pferden. Dabei hat jeder Mensch irgendwann einmal mit diesem Hobby angefangen, weil er Lust dazu hatte und vor allem: weil er Pferde mag. Die meisten, wenn nicht sogar alle, würden sogar sagen, dass sie Pferde lieben. Und trotzdem sieht man überall unglückliche Pferde mit schlecht gelaunten Menschen auf ihrem Rücken. Das ist so normal, dass sich niemand mehr darüber wundert.
Wo ist die Freude?
Es macht doch so viel Spaß zu reiten! Aber auch, wenn es so ziemlich das Allerschönste auf der Welt ist, im vollen Galopp auf dem Pferderücken dahinzufliegen: Das Pferd ist doch nicht nur ein Reittier. Es ist für ein Pferd etwas vollkommen Unnatürliches, geritten zu werden. Daran muss es erst behutsam gewöhnt werden. Es lernt es für uns, damit wir etwas so wundervolles wie das Reiten erleben können.
Im Gegenzug dazu wäre es also nur fair dafür zu sorgen, dass sich ein Pferd mit uns auf seinem Rücken und in unserer Gegenwart so wohl wie nur irgendwie möglich fühlt, findest du nicht?
Denn Freude auf beiden Seiten macht einfach mehr Spaß!
Lachen ist gesund
Jeder von uns kennt sie, diese magischen Glücksmomente, die uns ein Lächeln auf das Gesicht zaubern oder ein herzhaftes Lachen entlocken und unsere Augen zum Leuchten bringen. Wir fühlen uns dann einfach großartig, sind voller Energie und alles geht viel leichter mit diesem Glücksgefühl im Herzen.

Wenn wir uns über etwas freuen, fühlen wir uns aber nicht bloß einfach gut, sondern Freude kann auch dafür sorgen, dass wir gesund bleiben und dadurch länger leben. Das ist wissenschaftlich bewiesen. Warum ist das so?
Nehmen wir einmal den Spruch „Lachen ist gesund“ als Beispiel und schauen uns an, was eigentlich in unserem Körper passiert, wenn wir lachen: Wir atmen intensiver und dadurch gelangt mehr Sauerstoff in unsere Lunge und somit auch in unser Blut. Das Herz pumpt stärker und dadurch wird der gesamte Stoffwechsel angeregt. Im Gehirn, (genauer gesagt im limbischen System, wo das Zentrum der Gefühle sitzt) werden Endorphine ausgeschüttet. Das sind Glückshormone, die so in den Blutkreislauf gelangen. Diese bewirken unter anderem, dass das Stresshormon Adrenalin nicht ausgeschüttet werden kann und unser Immunsystem vermehrt Antikörper bildet, die uns dann vor Viren, Bakterien und anderen Krankmachern schützen. Diese kurzzeitigen Veränderungen im Hormonhaushalt können sogar dafür sorgen, dass wir weniger Schmerzen empfinden. Lachen ist also wirklich gesund.
Und auch, wenn dein Pferd nicht lachen kann, so ist es doch in der Lage dazu, Freude zu empfinden. Pferde, die sich wohlfühlen und zufrieden und glücklich sind, profitieren genauso wie wir Menschen von den Glückshormonen in ihrem Körper.
Deswegen geht es in meinem Training vor allem darum, herauszufinden, was dir und deinem Pferd Spaß macht. Eigentlich haben nämlich alle Dinge die Spaß machen, auch einen gewissen Trainingseffekt. Ganz wichtig ist es auch, für Abwechslung zu sorgen. Pferde mögen keine Wiederholungen oder Endlosschleifen. Sie verschwenden nicht gerne ihre Energie. Sie lieben Aktivitäten, die sie stark machen und möchten gerne zeigen, was in ihnen steckt.
Gemeinsam halten wir auch Ausschau nach möglichen „Freudenfressern“. Was hindert euch vielleicht daran, gemeinsam Spaß zu haben und wie können wir das ändern? Denn schon Konfuzius hat gesagt:
„Die Freude ist überall, es gilt nur, sie zu entdecken.“